Moor-Erlebnistage 2022. Exkursion ins Otternhagener Moor. Exkursionsleiterin: Ursula Schwertmann, NABU Wedemark

Am  Samstag/Sonntag 01./0210.2022 bot der Aktionskreis Hannoversche Moorgeest die Möglichkeit, die vier im LIFE+-Projekt erfassten Hochmoore im Rahmen einer Exkursion genauer kennen zu lernen.
Eine der fünf Exkursionen wurde vom NABU-Wedemark von Ursula Schwertmann (Exkursionsleiterin) und Detlef Schwertmann ins Otternhagener Moor durchgeführt (siehe Programm Moor-Erlebnistage 2022).
Die Exkursion führte die interessierten Teilnehmer*inen den südlichen Bereich des Otternhagener Moores zunächst auf einem öffentlichen Weg im Grenzbereich des Naturschutzgebietes entlang. Mit Sondererlaubnis und unter Anleitung durften die Teilnehmer*innen einen Damm, der früher als Transportweg für den gestochenen Torf diente (beiderseits sind noch die überwachsenen Reste der Torfstiche zu erkennen), und  einen bereits erstellten Wall (Stauwall), der den Abfluss des aufgestauten Wassers verhindert, innerhalb des Naturschutzgebietes näher besichtigen.
Die Teilnehmer*innen hatten hier die Möglichkeit, grundsätzliche Informationen über Sinn und Zweck der Moorwiedervernässung allgemein und die speziellen Maßnahmen vor Ort zu erfahren.

Nachstehend nur eine kleine Auswahl an Fakten, die übermittelt wurden:

  • Grundsätzlich sind Moore geschützte Biotope. Das 2012 gestartete Life+-Projekt „Hannoversche Moorgeest“ zur Wiedervernässung wurde aufgrund der aufwändigen Flächensicherung um weitere vier Jahre bis 2027 verlängert.
  •   Es ist hier unter schwierigen Bedingungen gelungen, die Interessen der Eigentümer*innen (Privateigentümer, Landwirte, …) zu berücksichtigen. Die ca.  900 Eigentümer haben sich letztlich für drei Optionen entscheiden können: Verkauf, Tauschflächen oder Gestattungsverträge.
  • Das Moor gehört zu den einzigartigen Biotopen in ganz Deutschland. 70% der Hochmoore befinden sich in Niedersachsen. Zu den wichtigsten und am besten erhaltenen Hochmooren Niedersachsens, gehört die „Hannoversche Moorgeest“ mit dem Bissendorfer Moor, Helstorfer Moor, Otternhagener Moor und dem Schwarzen Moor bei Resse.
  • Die Betreuung des Moorerlebnispfades in Resse wird seit 2019 vom NABU-Wedemark  im Rahmen eines Betreuungsvertrages mit der Region Hannover wahrgenommen. Zu den Verpflichtungen gehören u.a. Führungen (vgl. Terminseite), Kontrollen, kleinere Reparaturen und das Entkusseln der Fläche (s.a. Terminseite).
  • Der südliche Bereich des Otternhagener Moors im Gebiet des Moorerlebnispfades liegt etwa 4-5 m höher als der nördliche. Die Entwässerungsgräben verlaufen überwiegend von Süden nach Norden. Zu den Maßnahmen mit dem Ziel Wiedervernässung gehören u.a. das Verschließen von Entwässerungsgräben, Erstellen von  Stauwerken und  Überläufen (Kammern der Gräben)  und die Herstellung von Wällen. Ziel ist, das Ablaufen des Wassers aus dem Moor zu behindern. Bis zur Beendigung der Maßnahmen werden im Otternhagener Moor ca. 60 Kilometer Dämme und  23 km Moorwälle erstellt, und 13 km Gräben verschlossen sein.
  • Den Teilnehmer*inen wurde die Herstellung der Stauwälle erklärt. Es bedarf zuerst größerer maschinentechnischer Eingriffe in die Natur, um die Feuchtigkeit zu halten und das Wachsen der Moore zu gewährleisten (Schaffung von Waldschneisen, Aufschütten der Wälle aus dem vorhandenen Boden).

 

Die Teilnehmer*inen konnten sich anhand von aktuell angelegten Wällen und im Vorjahr fertiggestellten Wällen davon überzeugen, wie schnell sich die Landschaft nach diesen Eingriffen erholt und die Wälle nach 1-2 Jahren  wieder mit Pfeifengras bewachsen sind. Detlef zeigte dazu das Bild aus dem Rundbrief 2022, Seite 10, mit der Waldschneise im Moorwald. Prognostiziert ist ein Anstieg des Wasserstandes um ca. 5 - 30 cm nach den Maßnahmen.

  • Die wichtigste Pflanze im Moor ist natürlich das Torfmoos mit den Eigenschaften, Wasser bis zu dem  20-30-fachen seines Eigengewichtes zu speichern und keine Wurzeln zu haben. 4-8 cm unterhalb der Wasseroberfläche befindet sich bereits ein fast sauerstofffreies, saures Milieu. Aus Torfmoos und anderen Pflanzen entsteht die Torfschicht, die 1 mm/Jahr wächst. Die Torfstärke beträgt ca. 1,50 m bis 3,0 m; also sind die untersten Schichten bis zu 3.000 Jahre alt!
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  • Ursula zeigte den Teilnehmer*innen die anliegende Graphik, die die Bedeutung der Moore als CO2-Senke zeigt.  Weltweit beträgt der Flächenanteil der Moore 5 %;  sie binden aber 30 % des CO2, mehr als zum Beispiel  Wälder.  Intakte Moore binden 5,5 t CO2/ha; bei entwässerten Mooren werden aber 6,4 t/ha CO2 freigesetzt.
  •   Die Teilnehmer*innen konnten nebenbei noch die botanische Vielfältigkeit des Moores erleben. Verschiedene Heidearten (Besenheide, Glockenheide, Rosmarienheide); Unterschiede Sandbirke und Moorbirke; Moosbeeren, Pfeifengras, Faulbaum. Auf dem Rückweg konnten wir Orchideen am Wegrand entdecken (Epipactis helleborine).

Die Teilnehmer*innengruppe hat einen sehr guten Einblick in die Funktionsweise von Mooren als CO2-Speicher und in den besonderen Wert der Moore der Hannoverschen Moorgeest erhalten. Sie konnte dabei den besonderen Zauber und die besondere Stimmung des Moores genießen.

Text und Fotos: Helmut Kelbert