Totholz lebt - Jugendnaturschutzpreis Niedersachsen 2020 geht an Team aus der Wedemark

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Die Jury des NABU-Landesverband Niedersachsen teilte mit: Der 1. Preis des Dr. Strahl NABU-Jugendnaturschutzpreises 2020 geht für das Projekt „Hirschkäferburg“ an das Team Patrick Butsch und Jakob Neuenschwander von der NAJU Wedemark.

 

Da viele Schul- und Freizeitaktivitäten durch die Corona-Einschränkungen ausfielen, kamen Patrick (16) und Jakob (14) auf die Idee, zu zweit ein eigenes Naturschutzprojekt zu machen. Da der Insektenrückgang ein Riesenproblem ist, beschlossen sie, hier anzusetzen und etwas zum Thema Totholz für verschiedene Käfer zu machen. Dazu sagte Patrick: „An die wird nicht so oft gedacht, meistens stehen Bienen und Schmetterlinge im Focus. Dabei gibt es so viele verschiedene Holzbewohner und nicht nur Käfer: Denn Totholz lebt!“

 

Der Hirschkäfer ist ein Paradebeispiel dieser Lebensgemeinschaft, oder wie man auch sagt, eine Flaggschiffart. Dieser Begriff bezeichnet eine bekannte, attraktive Tier- oder Pflanzenart, mit der sich gut Werbung für Natur- und Artenschutz machen lässt. Vom Schutz und der Verbesserung deren Lebensraum profitieren dann auch viele andere.

 

Nach dem Recherchieren und Sammeln von Informationen über die Lebensweise von Totholzbewohnern und die Möglichkeiten, sie zu fördern, entschieden sich die Beiden, eine Hirschkäferburg zu bauen. Deren Grundprinzip ist es, einen großen verfaulenden Eichenstubben zu imitieren.

 

 

Los ging es mit der Suche nach einem geeigneten Grundstück, nach Material und nach Hilfe bei den notwendigen Transporten. Die Jugendlichen waren glücklich und dankbar über die Unterstützung durch verschiedene wedemärker Unternehmen, die wunderbares angefaultes Eichenstammholz spendeten und über die Zustimmung der Gebietsbetreuer zur Wahl der NABU-Streuobstwiese bei Elze als Projektstandort.

 

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Los geht's mit dem Ausheben der Grube; Foto: Beate Butsch

 

 

„Zuerst haben wir eine etwa 80 cm tiefe Grube von etwa 2,50 m Durchmesser ausgehoben. Das Loch muss so tief sein, damit die eingebauten morschen Eichenholzstücke in eine frostfreie Tiefe gelangen. Das dient dem Schutz der Käferlarven, die bis zu 8 Jahre in und von dem unterirdisch verrottenden Holz leben“, erläuterte Jakob.

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Das Runde muss runter; Foto: Beate Butsch

Danach mussten die großen Stammabschnitte mit Kraft und Geschick vom Anhänger in die Mitte des Loches bugsiert und passend aufeinander gepackt werden. „Das war das Schwierigste“, fand Patrick. Ringsherum wurden die kleineren Eichenstücke eingebaut - die dickeren innen, die kleineren außen.

4.Rekonstruktion des Eichenstamms_DSC_2335_ws_BButsch.jpg
Rekonstruktion des Eichenstammes
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fast fertig; Fotos: Beate Butsch

Anschließend schaufelten die Beiden den beiseite gelagerten Aushub wieder bis an den Rand des Objekts heran. „Das klappte alles gut, auch das Auffüllen von Lücken mit Spänen und Mulm. Aber danach waren wir platt“, erklärte Jakob, „das ersetzte für uns Fitnesscenter und Sportunterricht gleichzeitig. Den Rest werden Zeit, Witterung und die Natur erledigen.“

 

Und weil so eine Hirschkäferburg sehr an einen Haufen vergessenes Brennholz erinnert, haben die Jugendlichen ein Schild mit Information entworfen, um zur Umweltbildung beizutragen.

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Schild Hirschkäferburg; Foto: Beate Butsch

Als weiterer Bestandteil des Projektes erstellten sie eine Power-Point-Präsentation. Einerseits um damit für solche Naturschutzprojekte werben zu können und andererseits natürlich auch, um die Jury von ihrem Projekt zu überzeugen. Diese Kombination aus der Realisierung eines Artenschutzhilfsprojektes für gefährdete Insekten (hier Totholzbewohner) mit der Aufwertung eines Lebensraumes durch Strukturen, die sonst erst nach Jahrzehnten von selbst entstehen würden und einem Beitrag zur Umweltbildung hat die Jury offensichtlich überzeugt. Mit dem Preisgeld möchten sie am liebsten den Ankauf von Land für den Naturschutz unterstützen, also in die Zukunft investieren.

 

Text und Fotos: Beate Butsch