
Die St. Michaelis-Kirchengemeinde und der NABU Wedemark e.V. hatten am Samstagmorgen, den 26.04.2025, zu einer Vogelstimmenwanderung auf dem Bissendorfer Friedhof eingeladen.
Der Referent Axel Neuenschwander vom NABU Wedemark konnte „Am Kummerberg“ ca. vierzig Teilnehmer zu einem Einstieg in die Vogelwelt des Friedhofes begrüßen.
Der Landschaftsökologe berichtete, dass in den letzten drei Jahren einige Maßnahmen von der St. Michaelis-Kirchengemeinde erfolgt sind, um eine Steigerung der Biodiversität zu erreichen. Deshalb ist abgestorbenes Holz, sowohl stehend als auch am Boden liegend, bewusst belassen worden, und einige der ehemals häufig gemähten Rasen sollen in wildblumenreiche Magerrasen entwickelt werden. Nähere Informationen dazu könne man den Erläuterungstafeln entnehmen.
„Die Vielfalt an Lebewesen auf diesem Friedhof ist gestiegen. Vieles davon ist hier auf einem guten Weg im Sinne des Naturschutzes, nicht zuletzt, weil der Friedhofsgärtner dieses Ziel im Einklang mit der Würde des Ortes umzusetzen versteht“, berichtet Neuenschwander. „Warum singen Vögel?“, fragt der Referent in die Runde. „Die eine Funktion ist die Revierabgrenzung, der andere Grund ist das Anlocken von Weibchen. Warnrufe dagegen sind nicht arteigen“.
Noch vom Treffpunkt auf dem Friedhofsparkplatz aus, weist Axel Neuenschwander auf die Spitze eines sehr hohen Nadelbaumes inmitten des Friedhofes hin. Dort ist ein kleiner singender Vogel gerade noch so zu erkennen. „Das ist ein Rotkehlchen, das begrüßt uns“, erklärt Neuenschwander und aktiviert auf seinem Smartphone eine Vogelstimmen-App mit dem Gesang eines Rotkehlchens - schon reagiert der kleine Vogel in der Ferne mit lautem Gesang.
Dann ist eine der am häufigsten in Deutschland vorkommenden Vogelarten zu hören: die Ringeltaube. Dass sie trotz ihrer Größe (Gewicht ca. 500 g) so häufig sein kann, wird damit erklärt, dass sie nahezu überall leben kann, denn sie ernährt sich hauptsächlich von Eicheln, die zu jeder Jahreszeit gefunden werden können.
Von den Eichen wird ein Gartenbaumläufer gehört. Der klettert stets an rauborkigen Baumstämmen hinauf. Oben angekommen, fliegt er zum nächsten Baum nach ganz unten, um auch dort wieder nur nach oben zu klettern.
Auf dem Friedhof angekommen, ist dann volle Aufmerksamkeit und Konzentration für alle gefordert. Neuenschwander hört konzentriert in die Umgebung und weist mit der Hand in die Richtung des singenden Vogels: „Kohlmeise - Rotkehlchen - Grünfink, im Hintergrund oben - eine Blaumeise. Warnruf eines Grünfinks. Dann ein „Zilp-Zalp“, ein Ruf, der dem Vogel auch seinen Namen gegeben hat. Eine Heckenbraunelle singt von der Spitze eines Baumes.
Ein nah vorbeifliegender Eichelhäher ist zu erkennen; „sagt“ aber nichts. Er hat bei den Menschen einen schlechten Ruf, wie die Elster; beide sind sie als Nestplünderer bekannt.
„Jeder Vogel hat seinen Job in der Natur. Über Jahrtausende war es kein Problem, wenn sich Vögel an anderen Gelegen bedienen. Die eigentlichen Probleme für unsere Singvögel sind fehlende Insekten aufgrund von Spritzmitteln in Gärten und in der Landwirtschaft, und immer uniformer werdende Lebensräume“, erläutert Neuenschwander. Als gleichzeitig knapp ein Dutzend Vögel zu hören sind, kommt die Frage auf, wie man die einzelnen Arten aus dem Stimmenwirrwarr heraushören kann.
Ein Tipp von Axel Neuenschwander dazu: „Machen Sie sich mit den wenigen überwinternden Arten im März vertraut. Wenn Sie die häufigsten kennen, und gelernt haben, diese herausfiltern, dann fallen die neu hinzukommenden Arten besser auf. Dazu gibt es die Vogelstimmen-App des NABU oder die App Merlin Bird ID, die das Erkennen für den Laien deutlich vereinfachen. Doch auch die besten Apps sind immer noch fehlerhaft und scheitern an den „Spöttern“: Das sind Arten, die einzelne Gesangsmotive anderer Arten in ihren eigenen Gesang aufnehmen, z. B. Star oder Sumpfrohrsänger.“
Zum Schluss der halbstündigen Einführung in die Stimmenwelt unserer Singvögel bittet Neuenschwander alle Teilnehmer um Mitteilung, wenn sie in der Wedemark einen Feldsperling entdeckt haben sollten. Während der Haussperling im Siedlungsraum noch allgegenwärtig sei, habe er in diesem Jahr noch keinen Feldsperling beobachten können.
Text und Bild: Helmut Kelbert, Pressewart NABU Wedemark e.V. /02.05.2025